Ist dir bewusst? Was bist du?
Faszination Mensch – wie funktioniert er, seine Entscheidungsfindung – wie wird man sich über sich selbst bewusst, und wie kann man Mitmenschen animieren? Ein Artikel über Grundlagen des Verständnisses – werde dir bewusst darüber wie du und wie andere funktionieren um dich und andere besser zu verstehen.
Nach ein bisschen Feedback ist mir bewusst dass dieser Artikel noch ziemlich unfertig ist. Er braucht Struktur und einfachere Sätze. Bisher ist dies in der Tat eher eine unmittelbare und spontane Niederschrift aus dem Gedächtnis. Vielleicht ist es, zumindest als Appetithäppchen und Link-Liste, trotzdem für den ein oder anderen interessant. :)
Das Gehirn – ein neuronales Netz a.k.a. ein Netzwerk aus Nervenzellen (Neuronen)
Das Gehirn ist faszinierend. Ein Neuron feuert bis zu 500 mal in der Sekunde ein elektrisches Signal. Das menschliche Gehirn besteht aus 10 Milliarden oder bis zu 100 Billionen Neuronen. Ein Neuron hat Verbindungen zu bis zu 10.000 anderen Neuronen.[3]
Ein Neuron erhält eine Information durch einen elektrischen Impuls der seinerseits höchst wahrscheinlich von einem Neuron ausging. Trifft dieser Impuls nun in genügend kurzer Zeit nach einem anderen Impuls ein und ist die Summe der Stärke der beiden Impulse stark genug, so feuert das Neuron – das heißt es gibt seinerseits einen elektrischen Impuls ab. Dieser Impuls wird nun über Verbindungen zu weiteren Neuronen weitergegeben, die ihrerseits den zeitlichen- und Stärkeaspekt „prüfen“.
Wird also ein elektrische Impuls in das Gehirn gegeben, so setzt sich dieser fort – er verbreitet sich gegebenenfalls schnell in viele Richtungen.
Das Gehirn hat viele Schnittstellen. So befinden sich im Auge, an der Innenwand, lichtempfindliche Nervenbahnen die Lichtsignale empfangen und daraufhin elektrische Impulse – in Richtung Gehirn – weiter geben. Jeder Sinn – Tast-, Geruchs-, Geschmacks, … – sendet seine Signale über seine eigenen Verbindungen an das Gehirn. Das Gehirn „verarbeitet” diese dann – auf wundersame Weise entstehen aus bestimmten einkommenden Impulsen mit bestimmten zeitlichen Abständen aus verschiedenen Quellen Resultate – sei es eine Bewegung, eine Idee oder ein Gefühl.
Die Informatik nähert sich dem Verständnis dieser Funktionsweise an – kann aber selbst nach erfolgreicher Verwendung der biologischen und physikalischen Prinzipien nicht erklären wie die Netze eigentlich funktionieren – beziehungsweise können wir dies nicht nachvollziehen. Bei den erfolgreichen Verwendungen werden neuronale Netze – programmierte, logische Nachbauten der biologischen Netze – vor allem wegen ihrer auch in der Biologie nachvollziehbaren Stärken verwendet. Sie Generalisieren sehr gut – das heißt sie finden Gemeinsamkeiten und Ähnlichkeiten und ignorieren dabei Details. Sie erkennen so Ähnlichkeiten von Daten, Objekten, Bildern. Die Netze sind außerdem Lernfähig – sie müssen sogar erst Lernen, da sie kein Vorwissen besitzen. Das heißt man muss ihnen erst beibringen was sie verarbeiten sollen, und man muss sich die passende Stelle zum abgreifen des Resultates suchen. Zum Aufbau, zum Lernen und zur Verwendung neuronaler Netze in der Informatik gibt es zahlreiche ganz verschiedene Ansätze. Mehr dazu findet sich auch in meinem Paper „Neuronale Netze der dritten Generation”.
Einerseits aufgrund der hohen Komplexität der Netze – der riesigen Anzahl an Neuronen, Verbindungen und Signalen – und andererseits aufgrund der ungewohnten, schlecht nachvollziehbaren Verarbeitung – hohe Parallelität, zeitliche Abhängigkeit der Signale – sind die Vorgänge uns fremd. Es wird noch einige Zeit dauern bis die interdisziplinare Forschung uns die Mechanismsen verständlicher macht.
Das Menschliche Gehirn
Das menschliche Gehirn ist ungleich komplexer und größer als das anderer – uns bekannter – Lebewesen. Unser Vorteil gegenüber anderen Spezies ist die Speicher- und Verarbeitungskapazität einerseits und die uns verfügbaren Informationen zum Befüllen dieser Kapazitäten andererseits. Heute haben wir Unmengen an Informationen – nützlich oder unnütz – die wir dem Gehirn füttern können. Und selbst wenn wir dies nicht aktiv tun – Informationen erhält das Gehirn durchgehend durch unsere Sinne. Was wir sehen, was wir riechen und schmecken. Doch diese Unmengen an Informationen werden gefiltert; aussortiert und vergessen, andere wiederum kurzzeitig oder länger behalten.
Wie kommt unser Gehirn zu lang verfügbaren Informationen – zu unserem Gedächtnis? Nachts in der Tiefschlafsphase gibt das Gehirn einen Takt. Die im Vergleich zu anderen Wellen langsameren und stärkeren Deltawellen geben einen regelmäßigen Impuls und stimulieren damit den Teil des Gehirns, den man Langzeitgedächtnis nennt. Es wird dadurch stimuliert Informationen aus dem Kurzzeitgedächtnis zu übernehmen.
Ist einem die Mechanik und die grundlegende biologische, neuronale Netzstruktur des Gehirns bewusst kann man auch eher die Lernfähigkeit und die Einflüsse früher kindlicher Erfahrungen verstehen. Hier wird die Grundlage des menschlichen Gehirns geschaffen. Die Grundstrukturen werden aufgebaut die auch später im Leben mit höherer Wahrscheinlichkeit weiter genutzt werden um Entscheidungen zu treffen. So stark wie zu Beginn wird das Gehirn im Verlauf des Lebens seine Struktur nie wieder anpassen.
Selbstwahrnehmung und Selbstillusion
Es gibt mehrere interessante Mechanismen des Gehirns in Bezug auf gefilterte und bewertete Wahrnehmung. Jeder Mensch sieht die Umwelt durch seinen ganz eigenen Filter: Die Warhnehmungen werden erst zunächst auf Erfahrungen abgebildet und dann erst wahrgenommen. Ein einfaches Beispiel wäre die Zuordnung von Farben: Der eine erkennt Türkis als blau, ein anderer, oder ein Künstler, als Türkis. Das eine ist nicht richtiger als das andere sondern nur eine Abbildung von Wahrnehmung auf gelerntes.
Bei der Selbstwahrnehmung nimmt dies interessante Formen an – auch weil man sich selbst nicht als böse, im Unrecht oder gescheitert sehen möchte. Statt zu sehen was man wirklich tut und anderen antut versucht das Gehirn ganz automatisch die eigenen Aktionen zu rechtfertigen – sogar so weit, dass man meint aus dem nachträglich konstruierten Grund schon zu Anfang gehandelt zu haben, obwohl einem weder Konsequenzen noch Gründe bekannt waren. Das Gehirn interpretiert die Vergangenheit und die eigenen Entscheidungswege also um um die Selbstwahrnehmung in einem guten Licht zu halten und sich nicht als fehlerhaft oder im Unrecht sehen zu müssen. Erst wenn man erkennt, dass es keine Entschuldigung und keinen guten Grund gibt oder gab, muss man sich bewusst mit seinem Fehler auseinandersetzen. Vorher kann es sein, dass die Person ganz unterbewusst und ohne es zu wissen die Vergangenheit um-interpretiert und gegebenenfalls auch vehement behauptet im Recht gewesen zu sein. Mit dem Bewusstsein über diesen Mechanismus hat man die Chance ihn zu erkennen und wesentlich selbst-reflektierender zu reagieren. Sei es auf Kritik von anderen oder ganz von sich selbst aus. (Der in Teilen des Internets geläufige Begriff der kognitiven Dissonanz bezeichnet den Gemütszustand des Unwohlseins, weil die Erfahrungen nicht zum eigenen Bild über sich selbst passen.)
Die Verdrängung von Gedanken ist ein ähnlicher Mechanismus bei dem nicht verarbeitete Informationen einfach „weggeschlossen” werden. Dies dient der Erhaltung des eigenen Weltbildes, des eigenen Filters.[*]{Klingt plausibel – ist das der Grund? Referenzen notw.}
Menschliches Verhalten
Das menschliche Verhalten ist sehr komplex. Es gab schon viele psychologische und theologische Theorien – etwa von Freud das Es, Ich und Über-Ich. Zunehmend lernt man aber auch immer mehr über die kleinsten Vorgänge im Gehirn und des Universums im Ganzen. Die Wahl bei Entscheidungen ist eine Illusion. Dir wird erst bewusst für was du dich entschieden hast wenn das Gehirn die Wahl, über eine Abfolge physikalischer Prozesse, bereits getroffen hat. Das menschliche Verhalten ist ein Produkt der vom Gehirn gesammelten Erfahrungen und der äußeren Einflüsse. Das Gehirn verarbeitet eine Eingabe mit einer Ausgabe – und der innere Zustand ändert sich ebenfalls (Lernen, Wissen).
Ist einem dies erst bewusst muss man Gefängnisse, andere Strafen und dergleichen erst recht in Frage stellen. Wenn Menschen keinen eben keinen freien Willen haben, ist Bestrafung dann noch gerechtfertigt? – Fakt ist jedoch: Auch das Bewusstsein über Strafen und das Erstellen gesellschaftlicher Normen hat – eben als äußerer Einfluss – Einfluss auf die Entscheidungsfindung im Gehirn. Insofern muss man diese Einflüsse beibehalten.
Wenn einem diese Kausalität wirklich bewusst ist kann man außerdem keinem Menschen mehr böse sein. Immerhin ist er nur das unausweichliche Produkt von Einflüssen. Man kann also eben diese Anprangern und böse auf Situationen und Einflüsse sein. Und ebenso wird einem bewusst dass man Einflüsse ändern muss um nicht mehr ähnliche Produkte zu bekommen.
„Gute“ Personen halten sich gegenüber „bösen“ zurück
Das berühmte Gefängnis-Experiment[2] hat gezeigt, dass selbst Studenten, die gegen die Macht von Konzernen demonstrieren sich im passenden Umfeld drastisch verändern und ihre Macht missbrauchen. Selbst der das Experiment führende Professor, der gleichzeitig die Rolle des Gefängnisdirektors einnimmt, erkennt das Ausmaß nicht – weil er eben auch seine Rolle eintaucht.
Es konnte auch gesehen werden dass sich die noch gutwilligeren Personen in Gegenwart der böswilligeren Wärter zurückhalten – sich eher abwenden und versuchen der Situation zu entkommen statt einzuschreiten.
Wenn man sich für eine „gute” Person hält sollte einem dies bewusst sein. Auch du wirst höchst wahrscheinlich – in der passenden Situation jedenfalls – zum Passiven und lässt Böses geschehen.
Erst wenn einem dies bewusst ist kann einem diese Situation potentiell bewusst werden und man kann ihr entkommen. Indem man seiner natürlichen Reaktion entkommt und – bewusst entgegen diesem Drang nichts zu tun – doch etwas tut.
Die viel diskutierte Zivilcourage, die zu selten vorhanden ist, ist ebenfalls durch dieses Problem betroffen. Die Personen werden zum Passivum. Aus Angst oder nur um der – unangenehmen – Situation zu entkommen.
Menschliches Gruppenverhalten
Im Verhalten von Menschen in Gruppen hat die Masse großen Einfluss auf das Verhalten der einzelnen Personen. Ist eine Massenpanik erst einmal im Gange lässt sich diese kaum noch aufhalten.
Um eine Menschengruppe zu beeinflussen benötigt es 2 Dinge:
- Eine erste Person, die etwas vor macht. Sie zeigt der Gruppe dass es möglich ist, weckt das Interesse.
- Eine zweite Person, die hinzu kommt und der Gruppe zeigt, dass es ok ist, was der erste Person tut – und dass es in Ordnung ist mit zu machen.
Dies wird beispielsweise in diesem (englischsprachigen) Video[4] anschaulich erklärt.
Ein ähnliches Verhalten lässt sich bei den Empfehlungen für erste Hilfe sehen. Um Mithilfe anzuregen gilt es umstehende Personen direkt und persönlich anzusprechen, und ihnen zu sagen was sie tun sollen. Erst hierdurch holt man sie geistig aus der Masse, aus der Anonymität und macht sie zu einem Individuum mit einer Aufgabe. Wären sie vorher vorbei gegangen oder hätten nur gegafft sind sie nun in Zugzwang. Sie sind eine Persönlichkeit mit einer Aufgabe – die Verantwortung mussten sie nicht übernehmen. Das macht den Start in Aktivität einfach.
Links / Referenzen
- [1] Theory of Everything (orig. YouTube Video)
- [2] Stanford Prison Experiment Video Documentation
- [3] Meine Publikation – Paper – zu neuronalen Netzen der dritten Generation – in der Informatik, aber auf Basis biologischer Netze
- [4] The First Follower: Leadership Lessons from Dancing Guy
Misc
Ich hoffe das ganze ist interessant für den ein oder anderen. Und auch wenn man nicht mit allem übereinstimmen möchte, so sollte dieser Artikel zumindest zum Denken oder zur weiteren Recherche anstiften. Für Kommentare bin ich offen und dankbar. Vielleicht hast du noch weitere Aspekte, Informationen oder Verbesserungen?
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