Ernährung – Lebensmittel und das Drumherum
In 3sat ging es heute um Ernährung.
Zunächst in der Dokumentation “Gammel ade – Lebensmittel ohne Verfallsdatum?“ (von Daniel Münter), und anschließend in einer Diskussionsrunde plus Doku-Beiträge bei Scobel (Videos in der Mediathek).
Eine These: Der Verbraucher fühlt sich verarscht und weiß nicht mehr auf was er vertrauen kann beziehungsweise dass er nichts mehr vertrauen kann, und kann sich somit nur noch am Preis orientieren. Unser aktuelles Konsumverhalten muss also nicht nur Geiz sein. Kann ich persönlich nachempfinden – auch aus eigener Erfahrung.
Frosta hat seine Produktion (der Eigenmarke) komplett umgestellt, komplett ohne Zusatzstoffe wie Geschmacksverstärker, Farbstoffe, Aromen. Als Geschäftskonzept mit geringfügig höherem Preis (von 20 Cent war die Rede), dass sich zunächst auch im gesunkenen Kaufverhalten geäußert hat. Gut zu wissen. 🙂
Im belgischen Gent gibt es seit drei Jahren jeden Donnerstag nur vegetarisch, in Schulen und Kantinen. Mittlerweile machen sogar Restaurants mit. Das zeigt nicht nur Alternativen, sondern spart auch Energie, Wasser, Treibhausgase, Abholzung und alles was zur Fleischproduktion noch übermäßig dazu gehört. Bremen ist man diesem Projekt gefolgt.
Es ging auch um chemische Zusatzstoffe, Schädlichkeit oder nicht, Auswirkungen, Kundenverarschung mit Umbenennung und nicht-Kennzeichnung, und Einfluss der Industrie auf die Politik. Unser Markt ist übersättigt; wenige große Anbieter teilen den Markt unter dem Diktat weniger, großer Handelsketten. In Deutschland werden 40 % der Lebensmittel weggeworfen (zuvor hatte ich mal 50 % gehört und behalten), weltweit ein Drittel. Was in Deutschland ein Überangebot und Verlangen nach und die Präsentation von perfekter Ware ist, ist etwa in Indien ein Transport- und Lagerungsproblem.
Billige Ware ist mit Sicherheit genau dies – billig und nicht etwa günstig. Es gilt auf die Siegel zu achten, und zumindest zu wissen welche etwas aussagen, und sich bewusst zu sein dass es Siegel gibt die nichts aussagen. Als nützliche Siegel genannt wurden das Fairtrade Siegel (siehe auch Transfair – der deutsche Vertriebsverein) und das deutsche Bio-Siegel.
Fast 64.000 Produkte tragen heute das Biosiegel, das zwar für kontrollierten Anbau steht, aber trotzdem knapp 50 verschiedene Zusatzstoffe, wie das umstrittene Verdickungsmittel Carrageen E 407, erlaubt. Auch der Geschmacksverstärker Glutamat gilt als Bio, getarnt als Hefextrakt.
Anders als in anderen ethnischen Fragen sind beim Thema Ernährung viele Fakten und Basisinformationen bekannt – in den Bereichen Produzentenlöhne und -arbeitsbedingungen, Verbrauch von Energie und Wasser, Verseuchung durch Abfälle und Nebenprodukte (Vergüllung, etc), Resistenzbildende Erreger durch Überbehandlung mit Antibiotika, Abholzung von Regenwäldern für Tierfutter, Preisdruck und -beherrschung, Überproduktion, -lieferung und Wegwerfen, und so weiter.
Unglaublich passend folgendes Video, dass ich zuvor auf YouTube gesehen habe; die zwölfjährige Severn Suzuku spricht und appeliert vor der UN-Versammlung: